Die Händehygiene spielt eine entscheidene Rolle bei der Prävention übertragbarer Erkrankungen. So werden nach Schätzungen der WHO rund 80 Prozent aller Infektionskrankheiten über die Hände übertragen. Darum sensibilisiert die Weltgesundheitsorganisation jedes Jahr am Internationalen Tag der Händehygiene für das Thema – insbesondere um für mehr Hygiene-Compliance sorgen.
Hygiene-Vorreiter: Semmelweis und Nightingale
Die Geburtsstunde der Händehygiene liegt mehr als 170 Jahre zurück. Im Jahr 1847 fand der Arzt Ignaz Semmelweis durch gezielte Beobachtung den Grund für die damalige hohe Wöchnerinnenmortalität heraus: ungereinigte Hände der Ärzte, Schwestern und Hebammen, die bei der Geburt halfen. Daraufhin veranlasste er Handwaschungen mit Chlorkalk in der Gebärabteilung. So erzielte er eine stark reduzierte Sterblichkeit der Wöchnerinnen. Heute gilt Semmelweis als Begründer der Händehygiene und Händedesinfektion.
In der Pflege war es Florence Nightingale, die die hohe Bedeutung der Hygiene für die Heilung der Patienten erkannte. Während ihres Einsatzes im Krimkrieg 1853 identifizierte sie die mangelhaften hygienischen Zustände als Ursache für Infektionen und die hohe Sterblichkeitsrate der Soldaten. Auch Nightingale schaffte es mit gezielten Maßnahmen, die Sterberate der Patienten drastisch zu verringern. Dazu zählte die strikte Händehygiene. Die von ihr später verfassten „Notes on Hospitals“ und „Notes on Nursing“ führten zudem weltweit zu einer verbesserten Krankenhaushygiene.
Dank intensiver Forschung innerhalb der letzten zwei Jahrhunderte haben wir viele Erkenntnisse über den Zusammenhang von Keimen und übertragbaren Krankheiten gewonnen. Zwar sind noch längst nicht alle Fragen geklärt, aber die Bedeutung der Händehygiene zur Vorbeugung von Infektionen ist heute unbestritten.
Mangelnde Compliance bei der Händehygiene
Trotz dieses Wissens ist die Händehygiene-Compliance von Ärzten und pflegerischen Personal oftmals unzureichend. Die in Untersuchungen am häufigsten genannten Gründe dafür sind laut Robert-Koch-Institut*:
- Personalmangel,
- Nichtvorhandensein eines institutionellen Bewusstseins für die Patientensicherheit (Sicherheitskultur),
- Unsicherheiten, wann eine Händedesinfektion notwendig ist,
- Angst vor Hautschäden bzw. Hautunverträglichkeit sowie
- eine schlechte Verfügbarkeit von Händedesinfektionsmitteln.
Das wirkt sich deutlich auf die Sicherheit der Patienten und des Personals aus: Denn je niedriger die Hygiene-Compliance, desto höher ist die Gefahr, dass sich krankheitserregende Keime verbreiten.
Internationaler Tag der Händehygiene
Daher ruft die Weltgesundheitsorganisation WHO seit dem Jahr 2009 jährlich am 5. Mai unter dem Motto „Clean Care Saves Lives“ zum Internationalen Tag der Händehygiene auf. Damit soll auf die Relevanz der Händehygiene hingewiesen und dem Gesundheitspersonal die Möglichkeit gegeben werden, theoretisches Wissen und praktische Fähigkeiten aufzufrischen. Übrigens ist die Wahl des Termins kein Zufall: Die beiden Zahlen 5 des Datums symbolisieren die zweimal fünf Finger des Menschen.
In diesem Jahr stellt die WHO unter dem Motto „It´s all in your hands“ Kernelemente zur Prävention nosokomialer Infektionen sowie zur Eindämmung multiresistenter Erreger in den Mittelpunkt der Kampagne. Dazu bietet auch die „Aktion Saubere Hände“ unter dem Titel „AllerHand“ wieder umfangreiches Material und fordert ihre Mitglieder auf, publikumswirksame Aktionen durchzuführen.
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Produktinfos
Hygiene, Infektiologie, MikrobiologieC. Jassoy / A. Schwarzkopf Thieme, 3. Aufl. 2018, 400 S., 220 Abb., € 34,99 |
Kompendium HändehygieneG. Kampf mhp, 2018, 440 S., 116 Tab., 54 Abb., € 79,80 |
Krankenhaushygiene up2dateThieme |
Ignatz Phillip Semmelhinweis und die Bedeutung der Händedesinfektion in der GegenwartS. Flender GRIN Verlag, 2018, € 2,99 |
Florence Nightingale, die Dame mit der Lampe. Die Pflegetheorie von Florence NightingaleC. Eich GRIN Verlag, 2008, € 12,99 |
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